Holz braucht Schutz, ist die gängige Meinung, was auch richtig ist. Rohe Holzmöbel ohne Oberflächenüberzug sehen „nicht ganz fertig“ aus und Verschmutzungen können in das Holz eindringen. Auch aus optischen Gründen kann Holz einen Oberflächenüberzug vertragen. Rohe Holzmöbel fehlt es an Tiefenwirkung, die Maserung kommt nicht strahlend zur Geltung und auch der Farbton wird wärmer.
Und vorne Weg sei schon mal erwähnt: Schellack ist biologisch abbaubar und physiologisch unbedenklich!
Was ist Schellack?
Schellack ist ein Naturharz, das aus den Harzabscheidungen der Lackschildlaus gewonnen wird. Es hat sich in den letzten Jahrhunderten als Lacküberzug bei antiken Möbeln und Holzinstrumenten gegen andere Naturharze durchgesetzt. Bis heute findet es große Beliebtheit bei den genannten Objekten. Doch warum?
Lacküberzüge aus Naturharzen – Schellack setzt sich durch
In den vergangenen Jahrhunderten war ein wichtiges Ziel, einen möglichst schönen, glänzenden Oberflächenüberzug zu erschaffen, der gut durchtrocknet und aushärtet. Hierfür wurden natürliche Harze und Öle verwendet, die verschiedenste Eigenschaften aufweisen und sich unterschiedlich gut verarbeiten lassen. In seiner Ausbildung zum staatlich geprüften Restaurator am Goerininstitut in München hat Alexander Harbott zahlreiche Rezepte für Oberflächenüberzüge zubereitet und getestet. Dort wurden z.B. natürlichen Materialien wie Mastix, Sandarak, Dammar, Schellack, Bernstein, Kopal, Kolophonium, Leinöl und viele andere benutzt.
Die Naturharze haben verschiedene Eigenschaften und verhalten sich bei der Verarbeitung auch sehr unterschiedlich: Manche Naturharze bilden zwar einen sehr hohen Glanzgrad aus, trocknen aber nur sehr langsam oder bleiben immer etwas klebrig. Restauratoren und andere Fachleute wissen, für welchen Verwendungszweck sich ein Harz eignet. So ist z.B. ein schwer trocknender Firnis aus Dammarharz für ein Möbel unbrauchbar, da sich auf horizontalen Flächen der Staub in dem nicht gänzlich ausgehärteten Lack absetzt und dieser Lack der Beanspruchung des Möbels nicht standhalten könnte. Als Firnis für ein Gemälde eignet sich ein Dammarharz hingegen gut.
Schellack hat sich gegenüber den anderen Naturharzen durchgesetzt. Der Grund liegt an den folgenden Eigenschaften:
- Schöne Optik mit Tiefenwirkung
- Die Verarbeitung ist erprobt
- Der Alterungsprozess ist bekannt
- Schellack lässt sich regenerieren. Eine alte Schellackpolitur lässt sich mit Ethanol anlösen und wieder aufpolieren. Auch noch nach Jahrhunderten.
Schellack in der Restaurierung
Ein Restaurator versucht mit den Materialien zu arbeiten, die in der jeweiligen Epoche vorhanden waren, um dem Möbelstück gerecht zu werden. Da sich Schellack aufgrund der Eigenschaften gegen die anderen Naturharze durchgesetzt hat, verwenden Restauratoren auch heute noch gerne Schellack.
Eine weit verbreitete Meinung ist, dass Schellack erst in der Biedermeierzeit aufkam und an Barockmöbeln nichts zu suchen hat. In historischen Rezeptbüchern ist jedoch schon von Schellack als Bestandteil von Oberflächenüberzügen bereits Anfang des 18. Jahrhunderts zu lesen. Und es wurden Schellackreste bei weitaus älteren Stücken gefunden. Lediglich die reine Politur mit Schellack (Schellackpolitur) wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt. Besonders bei Biedermeiermöbeln, mit Ihrem auffallend schönem Furnierbild, erzeugt eine gelungene Schellackpolitur einen zusätzlichen Wert.
Ist Schellack immer glänzend?
Mit Schellack lässt sich eine hochglänzende Oberfläche erzeugen. Das ist die Art, wie Schellack meistens verwendet wird. Schellack kann aber auch mit einem Pinsel aufgetragen werden und zeigt dadurch eine mattere Oberfläche. Es gibt noch weitere Tricks, wie man Schellack mattieren kann. Bei einigen Möbelstücken haben wir dies bereits umgesetzt. Beispiele können Sie unter den folgenden Links anschauen:
Lesen Sie in Kürze in unserem Blog: Schellack, Leinöl oder Wachs – was ist natürlicher?
Schauen Sie gerne wieder in unseren Blog!